TRIER-EHRANG. Das gibt’s nicht alle Tage: Besuch aus Mainz, bei dem Staatssekretär Günter Kern dem Trierer Oberbürgermeister Klaus Jensen einen Grundlagenbescheid von 16 Millionen Euro in die Hände drückt. Mit dem Geld aus dem Städtebauförderprogramm des Bundes und des Landes hat die Stadt Trier langfristige Planungssicherheit. Sie kann bis 2017 die Stadtteile Trier-Nord, Trier-West und Trier-Ehrang sowie das Stadtumbaugebiet Trier-West/Luxemburger Straße weiter entwickeln. Bei einem Rundgang durch Ehrang nahmen Kern, Jensen und eine Besuchergruppe aktuelle Bauprojekte in Augenschein.
“Es hat sich ja schon viel getan. Wir sind aber längst noch nicht da, wo wir hinwollen”, meint OB Jensen in Anspielung auf städtebauliche Erneuerungs- und Förderprogramme wie “Soziale Stadt”. Sie geben wichtige finanzielle Impulse, wie etwa zum Bau des Ehranger Bürgerhauses in der Niederstraße vor vielen Jahren, das am Montagmittag Schauplatz für die Übergabe des Grundlagenbescheids ist. Der Treffpunkt in dem markant rot gestrichenen Gebäude ist gut gewählt: Zwar ist auch in Trier-Nord und Trier-West baulich gesehen viel im Fluss. In Ehrang laufen allerdings auf engen Raum derzeit gleich mehrere Großprojekte, die dem Stadtteil nach ihrem Abschluss Auftrieb geben werden.
Baustelle Nummer eins: Die neue Kita St. Peter in Ehrang, die gleich neben dem Bürgerhaus entsteht. Nach jahrelangem Provisorium in der Schule “Unter Geerst” soll die Kita im Februar 2015 im Neubau einziehen. Helle Räume, große Glasflächen, ein offenes Entrée über zwei Stockwerke – “Sieht gut aus!”, loben die Besucher. Es gibt ausreichend Platz zum Spielen im Freien für 110 erwartete Kinder auf dem insgesamt 1.900 Quadratmeter großen Grundstück. Kontrollierte Be- und Entlüftung, ein Pelletstank und ein Energiestandard, der 30 Prozent unter der Norm liegt, sind weitere positive Auskünfte. “Wo ist der Aufzug”, will Jensen wissen und erhält umgehend von Architekt Denis Andernach Antwort. Ob es ein Parkplatzproblem für Eltern geben wird, die ihre Kinder mit dem Pkw zur Kita bringen, liegt sicher auch am Verhalten der Eltern. 20 Parkplätze sind keine 100 Meter entfernt geplant; zum schnellen Ein- und Aussteigen gibt es eine Freifläche vor der Kita, die nicht als Parkplätze ausgewiesen werden.
Baustelle Nummer zwei liegt nur wenige Schritte entfernt, nämlich auf der anderen Seite des Bürgerhauses. Dort steht die alte Bürgermeisterei, die von dem privaten Investor Theo Thonet saniert wird. Einst stritten sich Stadt und Land um den Denkmalschutz. Jetzt wird in Trägerschaft des Club Aktiv eine stationäre Tagespflege dort einziehen. Wer in den letzten Jahren in dem halb verfallenen Gebäude aus dem 17. Jahrhundert war, wird es jetzt kaum wiedererkennen. Alles ist neu und strahlt mit einigen erhaltenen innenarchitektonischen Details um die Wette. “Ich wollte was zurückgeben”, sagt Theo Thonet, der sich dankbar an eine schöne Kindheit in Ehrang erinnert. Mit der Tagespflege für Senioren wird der Club Aktiv den dritten Pflegestandort in Trier nach Olewig und Saarburg einrichten. Bewusst setzt die Einrichtung auf kleinere Häuser. In Ehrang gibt es zwei Etagen und die Besonderheit, im Dachgeschoss drei Appartments für Senioren vorzuhalten. Ein angebauter Außenaufzug gibt Barrierefreiheit. Die Zufahrt zur Tagespflege liegt hinter dem Haus. 15 bis 20 Tagesgäste können aufgenommen werden. Wann die Tagespflege öffnet, kann Paul Haubrich, Geschäftsführer des Club Aktiv, nicht genau sagen. Den Jahreswechsel habe man ins Auge gefasst, es sei aber schwierig, Fachpersonal zu finden.
“Das hat es noch nicht gegeben”
Baustelle Nummer drei ist schließlich die Ortsumgehung von Ehrang nach Kordel, die “B 422 neu”. Eine riesige Brache ist nach dem Abriss einiger Gebäude und dem Entholzen entlang der Kyll auf dem ehemaligen Mühlengelände entstanden. Die Planungen, dort eine Ortsumgehung nach Kordel anzulegen, sind jahrzehntealt. Manchem ist noch eine Ortsbegehung mit dem damaligen Ministerpräsidenten Kurt Beck vor mehr als zehn Jahren präsent. Auch damals freute man sich auf den bevorstehenden Baubeginn – allerdings voreilig. Aus dem überlasteten Ortskern in Ehrang, auf der sich auf der alten B 422 Schulkinder, Busse und Lkw den knappen Platz teilen, sind mittlerweile viele Geschäfte verschwunden. Jetzt ist das politische und kaufmännische Gezerre um das Ehranger Filetstück Mühlengelände beigelegt: 4,5 Millionen Euro nehmen das Land, 3,4 Millionen Euro die Stadt in die Hand, um das Gelände zu entwickeln. Ein Verbrauchermarkt und Wohnungen sollen dort entstehen, die neue B 422 bekommt Rad- und Fußwege. Derzeit laufen aufwändige Arbeiten: Der Mühlengraben muss verlegt werden. Die Straße werde so angelegt, dass sie bei Hochwasser der Kyll nicht überschwemmt wird, erklären Andreas Willkomm und Eric Krischel vom Tiefbauamt. Die alten Villen auf dem Mühlengelände würden als Seniorenwohnungen oder für Dienstleister umgebaut. „Das wird eine Schlüsselmaßnahme für Ehrang“, ist sich Jensen sicher. “Sobald die Autos aus dem Ort raus sind, wird es zu Investitionen kommen.”

Unternehmer Theo Thonet (rechts) freut sich, dass historische Elemente wie alte Fliesen in der neuen Tagespflege erhalten wurden.
Bis 2017 soll die Oberstraße in Ehrang ausgebaut werden, auf der neuen B 422 sollen die ersten Autos Ende 2016 fahren. Was sich in den städtebaulich geförderten Stadtteilen tut, zählt Rolf Weller vom Planungsamt auf. Es wurden und werden Plätze eingerichtet, das Wohnumfeld verbessert, Straßen gebaut, das Quartiersmanagement eingerichtet. Auch in Trier-West und Trier-Nord rollen die Bagger. Kita, Hort und Infrastrukturmaßnahmen stehen auf der Agenda. Wie die Gestaltung des Brückenkopfes an der Römerbrücke zur Anbindung an den geplanten Haltepunkt in Trier-West.
Man hätte den Handlungsbedarf für die Stadtentwicklungen erkannt, meint Kern, Staatssekretär im Ministerium des Inneren, für Sport und Infrastruktur. Mit Trier würden vier weitere Oberzentren in Rheinland-Pfalz, Koblenz, Mainz, Kaiserslautern und Ludwigshafen als “Projektpaket” unterstützt. Für alle gilt ein “Vier-Jahrespaket”: Bis 2017 muss das Geld abgerufen werden. Das sollte in Anbetracht der vielen Vorhaben in Trier gelingen. Zehn Prozent der Investitionssumme muss die Stadt tragen. “Das ist immer noch viel Geld”, sagt Jensen. Umso wichtiger sei die Unterstützung, die der Stadt nun ein “Höchstmaß an Planungssicherheit” beschere. Mit dem “goldwerten” Grundlagenbescheid erhalte er ein Gesamtvolumen, das es in seiner Zeit als OB und Staatssekretär so noch nicht gegeben habe. (gb)
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Bildquelle: Gabi Böhm