WEISSENFELS/TRIER. Zweites Spiel, erste Niederlage: Nach einer verrückten Schlussphase hat Basketball-Bundesligist TBB Trier sein Auswärtsspiel beim Mitteldeutschen BC am Sonntagnachmittag mit 74:77 Punkten verloren. Jermaine Anderson hätte mit seinen zwei Dreiern in Folge zum 72:72-Ausgleich der Matchwinner für Trier werden können – doch neun Sekunden vor Ende stahl ihm Patrick Richard vom MBC die Show, indem er seinerseits einen eng verteidigten Dreier zum 75:72 einnetzte. Das konnte die TBB nicht mehr kompensieren. Überragend auf Seiten der Gastgeber war Christian Standhardinger, der in seinem ersten Heimspiel für die Wölfe 23 Punkte und neun Rebounds auflegte. Für Trier war Marko Lukovic mit 17 Punkten, sechs Rebounds und drei Assists in 23 Minuten am erfolgreichsten.
Es war das erwartet enge Spiel: Die Gastgeber beim ersten Heimspiel der Saison motiviert bis in die Haarspitzen, Trier mit Rückenwind aus der gewonnenen Heimpremiere gegen Braunschweig. Triers erste Fünf aus Anderson, Mönninghoff, Vrabac, Bucknor und Schmidt erwischte den besseren Start, ging mit Punkten von Adin Vrabac und Stefan Schmidt mit 5:2 in Führung, ein Dreier von Jermaine Anderson bedeutet das 8:5 nach drei Minuten. Doch die Wölfe wehrten sich, vor allem Neuzugang Christian Standhardinger bekamen die Gäste von der Mosel nicht in den Griff – und was Standhardinger nicht schaffte, besorgte sein Centerkollege Djordje Pantelic. Die beiden Innenspieler des MBC bekamen in dieser Phase zuviel Freiheiten – so drehten die Gastgeber das erste Viertel von 7:10 auf 19:10 – ein 12:0-Lauf, dem Trier insgesamt zu wenig entgegensetzte. Erst Andersons nächster Dreier brach den Bann, das Viertel endete schließlich 21:17.
Zu Beginn des zweiten Abschnitts hatte die TBB sich dann gefangen. Das lag nicht zuletzt am mittlerweile eingewechselten Marko Lukovic. Neun Punkte in Folge gelangen Triers 22-jährigem Neuzugang, der schon im Heimspiel gegen Braunschweig durch ebenso abgeklärte wie emotionale Spielweise aufgefallen war. Unter anderem holte er sich nach einem verworfenen Bonusfreiwurf den eigenen Rebound und machte aus dem Dreipunkt- ein Vierpunktspiel zum 22:21, kurz darauf holte er beim 23:22 die Führung zurück nach Trier. Auch die Defensive stand jetzt besser, es war für die Wölfe längst nicht mehr soviel Raum am Trierer Brett wie im ersten Abschnitt. Ein weiteres Dreipunktspiel von Lukovic brachte die TBB mit 26:22 in Front.
Doch die Wölfe schlugen zurück, Dreier von Malte Schwarz und Simones Serapinas bedeuteten einen weiteren Führungswechsel zum 32:30, dann traf Harris den Dreier, nachdem die Wölfe zwei Offenisvrebounds hintereinander abgegeben hatten: 32:33. Am Ende eines ereignisreichen zweiten Viertels stand eine 41:37-Halbzeitführung für die Gastgeber, die sich die besseren Chancen erarbeitet und diese auch genutzt hatten.
Das dritte Viertel startete wild, beide Teams wollten viel. Das bessere Ende dieses nervösen Beginns hatten die Gäste für sich: Lukovic bediente den freien Dreierschützen Mönninghoff, der traf zum 41:40; Vitah Chikoko holte den Offensivrebound von Jermaine Bucknor: 41:42, alles wieder offen. Doch wie schon öfters an diesem Abend kam der MBC um so stärker aus dieser kurzen Schwächephase zurück, jetzt waren es wieder Standhardinger und Pantelic, die die Trierer Defense vor arge Probleme stellten, auch Point Guard Patrick Richard brachte sich jetzt ins Weißenfelser Offensivspiel ein. Und wieder wurde daraus ein Lauf, auch eine Trierer Auszeit konnte einen 12:0-Run der Hausherren nicht verändern, die in dieser kritischen Phase bis auf 53:42 davonziehen konnten. Bei diesen elf Punkten Distanz blieb es vor der letzten Pause: 59:48, bei Trier waren zu wenig Würfe auch tatsächlich gefallen.
Verloren war aber noch lange nichts für das Team von Henrik Rödl: Stefan Schmidt mit zwei Freiwürfen und Lukovic mit dem nächsten Dreipunktspiel verkürzten auf 59:53, auch Adin Vrabac kam jetzt nach foulbedingter Pause konzentriert zurück und markierte das 59:55. Die TBB hatte in dieser Phase wieder zu ihrem Offensivspiel gefunden, Lukovic schickte Schmidt per elegantem Bodenpass zum 59:57, kurz darauf bedient er Harris zum 63:61 – nur Ausgleich oder Führung wollten nicht gelingen. Dem stand zunächst wieder eine starke Phase der Wölfe entgegen, die sich weiter über ihre beiden Besten, Standhardinger und Pantelic, bis auf 70:63 absetzen konnten, und das drei Minuten vor dem Ende – Crunch Time in Weißenfels.
Was dann folgte, war Fluch und Segen dieser Sportart: Mathis Mönninghoff traf den wichtigen Dreier zum 70:66. Jermaine Anderson traf mit Millisekunden auf der Schussuhr den noch wichtigeren Dreier zum 72:69. Eine Minute vor Ende traf Anderson den noch viel wichtigeren Dreier mit Brett zum 72:72-Ausgleich – Trier hat alle Karten in der Hand, es ging hin und her. Neun Sekunden vor Ende landete der Ball bei Patrick Richard – und der klaute Anderson die Matchwinner-Krone, indem er den hart verteidigten Dreier zum 75:72, den wichtigsten Schuss des Abends, traf. Die Entscheidung. Trier musste foulen, der MBC traf, am Ende stand es 77:74. (red)
STIMMEN
Henrik Rödl, Headcoach TBB Trier: “Es war das erwartet intensive, bis zum Ende knappe Spiel, das dann durch die kleinen Sachen entschieden wurde. Wir haben gekämpft und ausgeglichen, und dann schießt Richard diesen gut verteidigten Dreier rein. Wir haben in der ersten Hälfte zu viele Offensivrebounds abgegeben. Insgesamt ist mein Eindruck, dass Weißenfels den besseren Rhythmus hatte, wir waren nur phasenweise richtig in diesem Spiel drin. Vor allem Christian Standhardinger hat uns mit seinen bekannten Qualitäten, seinem Ehrgeiz und seinen Punkten das Leben heute sehr schwer gemacht, insgesamt hat der MBC sehr viel Kampfgeist aufs Parkett gebracht. Es ist hier nie leicht zu gewinnen, heute haben wir verloren.”
Silvano Poropat, Headcoach Mitteldeutscher BC: “Es ist immer unglaublich schwer, den ersten Sieg in der Saison zu erreichen. Noch schwerer ist es, wenn man eine Mannschaft mit so vielen neuen Spielern hat wie wir, und wenig Zeit, in einen Rhythmus zu kommen. Aber die Jungs haben gekämpft, alles gegeben und große Fortschritte in der Spielweise im Vergleich zum Spiel in München gemacht. Ich bin sehr zufrieden mit mehreren Sachen: Zum einen, dass wir gegen einen Gegner gewonnen haben, der uns in der Vergangenheit nicht gelegen hat, und bei dem Henrik Rödl seit Jahren eine Mannschaft zusammenstellt, die weiß, wie man richtig Basketball spielt. Zum anderen, weil wir langsam wieder anfangen, die Identität zu zeigen, die den MBC schon immer ausgemacht hat. Es freut mich sehr, dass wir mit einer neuen Mannschaft wieder schaffen, diesen Zusammenhalt und Kampfgeist zu wecken.“
STATISTIK
TBB Trier: Harris (11), Canty (0), Lukovic (17), Schmidt (11), Mönninghoff (6), Wenzl (2), Chikoko (6), Vrabac (4), Bucknor (3), Anderson (14)
Rebounds: 37:38 aus Sicht der Gastgeber
Zuschauer: 2150
Bildquelle: Helmut Thewalt