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Musik, die dem Ohr schmeichelte

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TRIER. Johann Michael Müller, Georg Muffat oder Johann Joseph Fux. Namen, die nicht an der ersten Stelle rangieren, wenn man über Komponisten der Barockzeit spricht. Zu Recht? Nein, wie man beim jüngsten Konzert der Kammermusikalischen Vereinigung im Kurfürstlichen Palais erkennen konnte.

Normalerweise stehen oft Werke von Johannes Brahms oder Ludwig van Beethoven auf dem Programm der Kammerkonzerte, die im Rokokosaal des Kurfürstlichen Palais angeboten werden. Aber ab und zu darf es auch einmal einen Ausflug in andere Regionen geben. Etwa in das Zeitalter des Barock. Besonders, wenn dann auch noch Werke zu Gehör gebracht werden, die man sonst eher selten bei einem Konzertangebot findet. Johann Michael Müller, 1683 im thüringischen Schmalkalden geboren, ist einer dieser Komponisten, die heute kaum noch jemand kennt. Er steht, wie manch ein anderer aus dieser Zeit, im Schatten der großen Namen Antonio Vivaldi, Georg Friedrich Händel oder natürlich Johann Sebastian Bach. Zugegebenermaßen hat er es auch nicht zu der überragenden Meisterschaft gebracht, wie seine Zeitgenossen. Aber auch aus seiner Feder sind Kompositionen geflossen, die die musikalische Speisekarte sehr bereichern können.

Der Akustik auf den Leib geschneidert

Concerto Royal, ein Ensemble aus Köln unter der Leitung der Oboistin Karla Schröter, hat sich zur Aufgabe gemacht, Müller, Muffat und Fux die Ehre zu geben, die ihnen zukommt. Daneben finden sich aber auch die bekannten Namen aus der Welt der Barockmusik in ihrem Angebot. Nun gibt es ja viele Gruppen, die sich der barocken Musik widmen. Bei Concerto Royal kommt jedoch als große Besonderheit noch die Besetzung hinzu, die aufhorchen lässt. Es bestand aus vier Barockoboen, einem Barockfagott und für das Continuo ein kleines, aber sehr klangreiches Cembalo. Eine Zusammensetzung, die der Akustik im Rokokosaal auf den Leib geschneidert war. Oftmals ist es der harte Raumklang, besonders, seit nach der Renovierung vor einigen Jahren die Vorhänge an den Fenstern entfernt wurden, der das Musikerlebnis ein wenig trübt. Hier aber, mit dem transparenten und farbigen Klang der barocken Instrumente tat sich eine andere Welt auf. Weich und viel sanfter entwickelte sich die Musik, mit der neben Schröter auch Martin Fendel, Petra Naethbohm und Ulrich Ehret, sowie die Fagottistin Cordula Caso und der Cembalist Harald Hoeren den Raum füllten. Gestärkt wurde das Consorterlebnis, wenn Ehret von der Oboe zur Taille wechselte, einem Tenorinstrument, das eine Verbindung zwischen den hohen Lagen und dem Basskolorit des Fagott bildete.

Wie ein Rosengarten

Der schönste Klang nutzt aber nichts, wenn die musikalische Ausführung Mängel aufweist. Aber auch hier wurden die Zuhörer nicht enttäuscht. Unter Schröters Führung musizierte das Ensemble schwungvoll und brachte die Affekte, mit denen die Kompositionen versehen waren, wirkungsvoll zu Tage. Die beiden Sonaten von Müller (g-Moll und B-Dur) waren wie ein Gang durch eine musikalischen Rosengarten bei schönstem Sonnenschein, bei dem die unterschiedlichen Düfte mit all ihren feinen Nuancen nicht der Nase sondern dem Ohr schmeichelten. Die “Nürnberger Partita” in F-Dur von Johann Joseph Fux, besetzt mit Blockflöte (Naethbohm), Oboe (Schröter) und Cembalo erinnerte, um im Bild zu bleiben, an eine Sommerwiese in voller Blüte. Ob es wirklich Sinn macht, ein Concerto von Vivaldi (in diesem Fall das Concerto Opus 3, Nr. 12) nach einer Bearbeitung von Johann Sebastian Bach für Cembalo noch einmal für Oboenensemble und obligatem Cembalo zu bearbeiten, mag man diskutieren. Die hier gespielte Version zeigte auf jeden Fall, wie wandlungsfähig die Musik des Barock ist.

Ein Bär auf Puschen

Ein Instrumentenbauer hat einmal gesagt, ein Fagott klinge wie “ein Bär auf Puschen”. Dass dem so ist, zeigte sich in Michel Corettes Sonate G-Dur für Fagott und Cembalo, bei der sich Caso tatsächlich geschwind und leichtfüßig durch den Notentext bewegte. Das leicht brummige Timbre ihres Instrumentes war sehr vergnüglich anzuhören. Die Basis, auf der sich die barocke Ensemblemusik bewegt, ist immer das verlässliche Continuo. Es lag bei Hoeren in besten Händen, der aber mit Georg Muffats Ciaconna in G und der Suite d-Moll, HWV 437, auch seine solistischen Qualitäten bestens unter Beweis stellen konnte. Ganz besonders galt dies für die Ciaconna, die er mit vielen kleinen Finessen sehr abwechslungsreich gestaltete.

Das nächste Konzert der Kammermusikalischen Vereinigung ist am 28. Januar 2015 mit Werken von Igor Strawinsky, Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven und Edvard Grieg. Es spielen die Geigerin Tamaki Kawakubo und die Pianistin Yu Kosuge.

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Bildquelle: Concert Royal


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