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“Links-grün ideologisches Festchen”– Kleinkrieg tobt an Uni

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TRIER. Es sollte ein Experiment werden: Das “Astatic” Sommerfest des AStA der Universität Trier. Die erwarteten Besuchermassen blieben jedoch aus − und die Studierendenvertretung sitzt nun auf einem Verlust von 20.000 Euro. Die traditionelle A/B-Foyer-Party, die turnusgemäß im Spätherbst stattfindet, wird so ausfallen müssen. Damit nicht genug: Zwischen den verschiedenen politischen Gruppierungen hat längst ein Kleinkrieg begonnen.

Studentische Gruppierungen verschicken recht selten Pressemitteilungen an einen großen Empfängerkreis. Umso verwunderlicher, dass die Trierer Redaktionen in den letzten zwei Tagen gleich mehrere davon erhielten. Im Grunde geht es um die Auswirkungen des vom Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) veranstalteten Sommerfests vor fast vier Wochen im Exhaus. Das “Astatic” sollte ein Experiment sein, studentische Kultur auch außerhalb der traditionellen A/B-Foyer-Party und außerhalb des Universitätsgeländes zu etablieren, so die Veranstalter im Vorfeld.

Das Grundkonzept basierte auf guter Musik und veganem Essen, aber auch auf ungewöhnlichen Neuheiten, wie einer Ausstellung zur Aufklärung über nationalsozialistische Symbole oder einem Auftritt der mit einem YouTube-Video berühmt gewordenen Tanzgruppe bestehend aus Menschen mit Down Syndrom. “In dieser beschaulichen 100.000 Einwohner-Stadt pflegt man zu sagen: Trier ist das, was man draus macht”, genau das hatten sich die Organisatoren Anne Schaaf und Maximilian Kaub im Vorfeld der Veranstaltung auf die Fahne geschrieben.

Rund 32.000 Euro für das neuartige Konzept hatten sie daher auf einer Sitzung des Studierendenparlamentes beantragt. Mit nur einer Enthaltung stimmte die deutliche Mehrheit des 25-köpfigen Gremiums zu. Der Vorverkauf lief jedoch zunächst schleppend an. Man hoffte auf einen großen Antrag an der Abendkasse. Doch auch der blieb aus. Rund 500 Gäste hatten den Weg zum “Astatic” ins Exhaus gefunden, weit weniger als erwartet und zu wenig, um die bereits getätigten Ausgaben decken zu können.

Am Ende steht zwar ein gelungener Abend, der sich beim Publikum auch großer Beliebtheit erfreute, wie dem Nachbericht von der Veranstaltung zu entnehmen ist. 20.000 Euro Verlust aber bleiben und müssen durch Einsparmaßnahmen aufgefangen werden. Vertreter des AStA bestätigen auf Nachfrage, dass die Bilanzierung des Sommerfestes noch nicht vollständig abgeschlossen sei, jedoch aufgrund juristischer Vorgaben der Finanzordnung die Finanzierbarkeit einer A/B-Foyer-Party ausgeschlossen sei.

Die traditionelle Studentenfete findet jährlich im Spätherbst statt und ist eine der beliebtesten studentischen Veranstaltungen. Ihren Namen erhält sie durch den Veranstaltungsort, das Foyer im A/B-Gebäude der Universität. Seit rund 20 Jahren findet sie fast ununterbrochen jedes Jahr statt. Eine Ausnahme gab es im Jahr 2002. Auch damals fiel die Party aufgrund eines finanziellen Schadens bei einem vorherigen Sommerfests ins Wasser.

Matthias Wolfger, Vertreter der Liberalen Hochschulgruppe, geht mit den AStA-Verantwortlichen hart ins Gericht: “Ich kann nicht verstehen, wie man unter solchen Bedingungen noch ernsthaft glauben kann, im Sinne der Studierenden zu handeln. Da opfert man eine der beliebtesten Veranstaltungen an der Uni zugunsten eines links-grün ideologischen Festchens, zudem dann keiner kommt, und behauptet anschließend noch alles richtig gemacht zu haben. Ich würde mich in Grund und Boden schämen, wenn ich das den Studenten gegenüber zu verantworten hätte.”

Der Liberale selbst fehlte bei der Verabschiedung des Astatic-Konzepts im Studierendenparlament und erhebt nun schwere Vorwürfe gegenüber den Verantwortlichen. So wie in einer Gremiensitzung am gestrigen Abend, bei der er erklärte, die AStA-Führung habe fahrlässig gehandelt und wäre unverantwortlich mit studentischen Geldern umgegangen. Der AStA verwaltet jährlich ein Haushaltsvolumen von rund einer halben Million Euro, von der sowohl Veranstaltungen, als auch rechtliche Beratungen, Sprachkurse oder ein Umzugswagen für Studierende angeboten wird.

Die Vorwürfe von liberaler Seite weisen Vertreter des AStA auf Nachfrage zurück. Sie wollen sich rechtliche Schritte vorbehalten, sprechen von übler Nachrede. Längst wird über die Lehren aus dem finanziellen Verlust der Party auch öffentlich diskutiert. Genannt wird beispielsweise der ungeschickte Termin zu Beginn der Klausurenphase, der dezentral gelegene Veranstaltungsort oder die mit 15 Euro zu hoch angesetzten Eintrittspreise.

Das zunächst als Experiment gedachte Veranstaltungsformat wird wohl als misslungen ad acta gelegt. Dass sich nun studentische Vertreter, die stets betonen, sich für studentische Interessen einzusetzen, derart öffentlich bekriegen, dürfte wohl kein gutes Licht auf die gesamte Ehrenamtlerschar werfen. Einer Wahlbeteiligung bei studentischen Gremienwahlen, die seit Jahrzehnten deutlich unterhalb der 15 Prozent-Marke stagniert, dürfte das nicht sonderlich zuträglich sein. (red/bas)

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Bildquelle: lokalo


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