TRIER/HAMBURG. Durch das Trierer Stadtgebiet rollen wohl regelmäßig Züge mit atomarer Fracht – der letzte vor zwei Wochen. Gegenüber lokalo berichtet ein Informant von bis zu fünf Transporten im Monat. Da die Oststrecke aktuell wegen der Bauarbeiten in Ehrang gesperrt ist, werden die Container mit Urankonzentrat wohl über die Weststrecke in Richtung Frankreich transportiert. Auf der Trasse, die mitten durch die Wohngebiete führt, ist seit Monaten immer wieder der Bahnübergang in Euren defekt. Dennoch rollt die gefährliche Fracht durch die Wohngebiete von Trier.
Rund 1000 Atomtransporte sind seit 2012 durch die Republik gerollt – auf der Straße, vorwiegend aber auf der Schiene. Das hat die Bundesregierung auf eine Anfrage der Linksfraktion bestätigt. Viele der Züge mit gefährlicher Fracht rollen auch durch die Region, durch Trier, nach Konz und weiter in Richtung Frankreich. Das atomare Material kommt etwa aus Kasachstan oder Afrika. Im Hamburger Hafen wird es umgeladen und tritt dann seine gefährliche Reise längs durch Deutschland und die Region nach Malvés, einem Vorort der südfranzösischen Stadt Narbonne, an, wo es zur Urananreicherung verwendet wird.
Die regionalen Behörden sind über die Transporte offensichtlich nicht informiert. Stephanie Nabinger, Landtagsabgeordnete der Grüne und atompolitische Sprecherin der Fraktion, kritisiert dies im Interview mit lokalo energisch (siehe Video). Nabinger fordert ebenso wie die Piraten in der Region Trier den sofortigen Stopp der atomaren Transporte. Unverständlich sei, so Nabinger, dass das Material nicht über den Seeweg nach Südfrankreich verschifft werde − etwa nach Marseille und von dort aus nach Narbonne. Luxemburg hat den Transport des Uranmaterials durch das Großherzogtum übrigens verboten.
Stephanie Nabinger (Grüne) im Interview
“Die Risiken für die Bevölkerung, die bereits beim Uranabbau beginnen, dürfen nicht weiter hingenommen werden. Wichtig wäre auch die Entwidmung, das heißt die Sperrung des Hamburger Hafens für Atomtransporte”, sagt Regina Ludewig vom Vorstand des Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU). Dass die Bevölkerung sowie die örtlichen und überregionalen Behörden nicht über die Transporte informiert werden, wird mit der Angst vor Terroranschlägen begründet.
Vor gut zwei Wochen hatten Atomkraftgegner die Route eines Zuges beobachtet. Demnach war der Transport nach Verladung der insgesamt 17 Container im Hamburger Hafen gegen 18 Uhr in der Hansestadt gestartet. Am Mittwoch, 16. Juli, rollte er gegen 9.30 Uhr durch Trier – wohl über die Westtrasse, auf der seit Monaten die Schrankenanlage am Bahnübergang in Euren immer wieder defekt ist. Dort lassen sich die Schranken nicht mehr senken. Die Züge müssen vor dem Übergang stoppen. Die Lokführer überprüfen, dass kein Fahrzeug die Gleise kreuzt, und setzen ihren Zug dann hupend in Bewegung. Anschließend passierte der letzte Transport Konz und Saarburg. Bevölkerung und Behörden – etwa der Katastrophenschutz – waren über die atomare Fracht nicht informiert. (bas/et)
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Bildquelle: Wilfried Hoffmann/"TIM"