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“Das Turnier in Trier schätze ich besonders”

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Peter Terebko – Tennisprofi, Mathematikstudent und Hobby-Gärtner

TRIER. Geht es nach der Setzliste, dann ist er der Favorit des Trierer ITF-Turniers 2014: Peter Terebko. Der 26-Jährige ist ein häufiger und gern gesehener Gast auf der Tennisanlage des TC Trier am Moselstadion – eine Zuneigung auf Gegenseitigkeit.

“Ich komme gerne hierher”, erzählt der in Wesel beheimatete Tennisspieler im lokalo-Interview, “für mich ist es schon das vierte oder fünfte Mal.” Gewonnen hat er noch nie in der Moselmetropole – jedenfalls nicht auf dem Tennisplatz. Abseits davon schon. “Ich mag diese schöne Stadt. Sie hat so viel Kultur zu bieten. Außerdem habe ich in den letzten Jahren einige Menschen kennen gelernt, die ich inzwischen Freunde nennen darf. Deshalb komme ich immer gerne hierher.” Auch sportlich weiß er Trier und gerade dieses Turnier sehr zu schätzen: “Es ist im besten Sinn professionell aufgezogen. Es passt alles. Die Plätze sind immer top, der Umgang untereinander ist familiär. Wenn schlechtes Wetter ist, kein Problem, denn sie haben hier 21 Plätze und noch eine Halle. Und es gibt immer Trainingsmöglichkeiten für alle. Das passt alles perfekt.”

Dass er mit 26 Jahren noch bei Turnieren unterwegs ist, die die Bezeichnung “Future” (Zukunft) tragen, ist für ihn kein Widerspruch. “Ja klar, ich bin schon einer der älteren Spieler hier, aber wenn man sich mal die Top 50 der Weltranglisten anschaut, da findet man kaum einen echten Youngster. Die 18-, 19- oder 20-Jährigen tummeln sich da nicht mehr. Es dauert in den letzten Jahren ein bisschen länger, bis man sich oben etabliert.” Was nicht heißt, dass Terebko, der in Polen geboren ist, aber bereits im zarten Alter von einem Jahr mit seiner Familie nach Deutschland übersiedelte, eigentlich schon höher stehen wollte, als auf seinem derzeitigen 390. Rang in der alles dominierenden Weltrangliste. “Es lief einige Zeit nicht so richtig, warum kann ich selbst nicht erklären.” 2012 schien er aber auf dem Weg zum Durchbruch. Vor zwei Jahren gewann er drei seiner insgesamt acht Titel, die er bei ITF-Turnieren gesammelt hat. Zwei davon in England. Einmal so in Schwung spielte er die Qualifikation in Wimbledon – und schrammte nur haarscharf an einer Sensation vorbei. Im dritten und entscheidenden Spiel vor dem Sprung in die Hauptrunde hatte er gegen den US-Amerikaner Ryan Sweeting in fünf Sätzen mit 6:3, 6:1, 6:7, 5:7 und 4:6 – und vergab dabei einen Matchball. Danach stand er dennoch im Ranking auf 182, so hoch wie nie zuvor und danach. Eine Verletzung am Handgelenk warf ihn dann zurück.

Zweifel kamen auf, ob das überhaupt noch Sinn mache mit dem professionellen Tennis. Denn, um mit einem immer noch vielfach verbreiteten Vorurteil aufzuräumen, reich wird man damit nicht. Nicht in den Regionen, in denen sich die Spieler nach oben dienen müssen, bei den Future- und Challenger-Turnieren. Der Hobby-Gärtner der “Tomaten, Gurken und solche Sachen” anbaut, weil er dabei so schön entspannen kann, begann ein Mathematikstudium. Das kocht derzeit nur auf Sparflamme, weil dem im letzten Jahr für Bremerhaven in der zweiten Liga spielenden jungen Mann, sein jetziger Trainer Detlef Irmler das Angebot machte, für den renommierten Rochusclub aus Düsseldorf zu spielen. Jetzt steht er also im Kader des Bundesligisten und ist nicht mehr auf die Preisgelder von den Turnieren angewiesen.

Dass er gegen Philipp Scholz eine schwere Aufgabe haben würde, war ihm bereits vorher klar, wohl wissend, dass sein Gegner am Tag zuvor an die Grenze der Belastbarkeit gegangen war. “Ich weiß, wie das ist. Ich habe in Kassel bei meinem Turniersieg in der vergangenen Woche im Halbfinale die Nummer Eins, den Belgier Arthur de Greef, geschlagen, obwohl ich vorher schon drei Dreisatzspiele hinter mir hatte und er ausgeruht war. Du machst einfach in solchen Situationen zusätzliche Kräfte frei, weil du nichts zu verlieren hast.” Und so kam es dann auch. Scholz, der zwischen den Ballwechseln und bei den Seitenwechseln regelrecht über den Platz schlurfte und den Eindruck hinterließ, kurz vor der Aufgabe zu stehen, wehrte sich nach Kräften. “Ich war kaputt”, gab Scholz nach dem Spiel zu. Auch Terebko bestätigte: “Klar war er kaputt, aber er ist ein Beißer und ein guter Spieler.” Das Motto “Soweit die Füße tragen” reichte für Scholz nur für zwei Sätze, dann war nach dem 3:6 4:6 Schluss.

“Torpedo”, so lautet einer seiner Spitznamen, “die anderen verrate ich nicht, weiß, dass die Aufgabe am Donnerstag gegen seinen Clubkameraden Evgeny Korolev noch schwerer wird. Favorit ist er in diesem Spiel nur auf dem Papier, auf der Setzliste. Dieses Match wird der bisherige Höhepunkt des Turniers werden – Ende offen. Sollte es nicht mit einem Sieg klappen, wird der Weseler dennoch ein paar weitere Tage in Trier verbringen, “weil ich hier bei Freunden entspannen und noch hervorragend trainieren kann.”

Bildquelle: Markus Grundhöfer


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