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Der tägliche Wahnsinn – Wildparken in Trier

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TRIER. Es ist der tägliche Wahnsinn: Wildparken gehört in Trier zur Normalität. Ob Rindertanzplatz, Koch- oder Sichelstraße, Behindertenparkplätze − oder wie aktuell in der Mustorstraße in Richtung Weberbach: Bürgersteige, Radwege oder auch Anwohnerplätze interessieren kaum einen der vielen Parkplatzsuchenden. Es sind Trierer, die sich nicht an die Vorschriften halten. Es sind aber vor allem Auswärtige, die kreuz und quer in der City parken – aus dem Umland, vor allem aber aus Luxemburg. Die Kontrollen sind lax und nur sporadisch und werden in Trier zudem mit einer sonst kaum geübten Toleranz durchgeführt − wie etwa das Beispiel der Behindertenparkplätze in der Kochstraße umittelbar vor dem “Haus Franziskus” zeigt.

Tatort Mustorstraße: In Richtung Weberbach wurden während der Umbaumaßnahmen auch die Parkplätze am rechten Fahrbahnrand entfernt. Die Folge: dort kann nicht mehr geparkt werden. Das neue Parkverbot hält viele Autofahrer jedoch nicht davon ab, ihr Fahrzeug wie gewohnt dort abzustellen. Viel schlimmer noch: Sie parken so, dass Menschen im Rollstuhl oder mit Kinderwagen keine Chance haben, den Fußweg zu benutzen. Anwohner versuchten in der letzten Tagen, den Autofahrern durch Nachrichten an der Windschutzscheibe klar zu machen, dass ihr Parkverhalten auch zu einem Problem für die Fußgänger geworden ist.

Ortsvorsteher Dominik Heinrich (Grüne) auf lokalo-Nachfrage: “Ich habe schon länger Kenntnis darüber und habe vor etwa zehn Tagen eine Anfrage an die Verwaltung gestellt, in der ich mehr Kontrollen und eine bessere Beschilderung gefordert habe. Bis jetzt kam allerdings noch keine Reaktion. Es ist eine Dreistigkeit der Leute, so zu parken. Für die Parkplätze, die an dieser Stelle weggefallen sind, wurden auf der anderen Seite neue geschaffen. Für die Anwohner wurden laut meiner Kenntnis Parkplätze am ‘Roten Turm’ geschaffen. Es gibt mehr als genug Parkplätze. Dass Familien mit Kindern auf die Straße ausweichen müssen, da sie nicht mehr an den Autos vorbeikommen, kann ich nicht verstehen. Es geht aber nicht nur um die Mustorstraße. In der gesamten Innenstadt gibt es diese Probleme.”

Was Heinrich meint, wird bei einem Blick durch die übrige City deutlich: In der Sichelstraße zwischen Dewora- und Kochstraße interessiert kaum einen, dass dort auschließlich Anwohnerparken erlaubt ist. Ganz extrem ist die ruhende Verkehrssituation dann, wenn Veranstaltungen im Doppelgymnasium MPG/AVG stattfinden – etwa Sportveranstaltungen. Dann sind auch hier die Gehwege in diesem Quartier zugeparkt. Und das, obwohl keine 50 Meter Luftlinie entfernt das Parkhaus am Alleencenter vor Leere gähnt. Dort darf sogar zwei Stunden kostenlos geparkt werden. Kontrollen, vor allem in den Abendstunden und am Wochenende: meistens Fehlanzeige.

Kein Durchkommen: Fußgänger müssen auf die Straße ausweichen.

Kein Durchkommen: Fußgänger müssen auf die Straße ausweichen.

Ein paar Meter weiter das gleiche Bild: Auch um den Rindertanzplatz herum sind die Gehwege ständig zugeparkt – Fußgänger, Menschen mit Kinderwagen, sie alle müssen allzu oft auf die Fahrbahn ausweichen. Am Ende der Kochstraße in Richtung Christophstraße sind vor allem am Wochenende und in den Abendstunden bei Veranstaltungen im MPG/AVG sogar die Behindertenparkplätze vor dem “Haus Franziskus” zugeparkt − von Autos ohne entsprechenden Ausweis.

lokalo hat die Probe gemacht und deswegen bei der Polizei angerufen. Der freundliche Beamte stellte die Verbindung zum Trierer Ordnungsamt her. Abschleppen? Nein, so einfach sei das nicht! Da müsse man erst eine Halterabfrage durchführen – und bei Luxemburgern sei ohnehin nichts zu machen. Städte wie Heidelberg etwa schleppen schon seit Jahrzehnten konsequent ab, werden Behindertenparkplätze vorschriftswidrig genutzt. In Trier ist das anders.

Der zuständige Dezernent schweigt zu alledem beharrlich. Am 6. Juni hatte lokalo Thomas Egger (parteilos) per E-Mail um eine Stellungnahme gebeten – oder um einen Gesprächstermin, um die Probleme des Trierer Wildparkens zu erörtern. Bis heute ist keine Antwort von Egger eingegangen. Dafür erhielt die Redaktion vom städtischen Presseamt mündlich den Hinweis, man möge doch zuvor entsprechende Fragen einreichen – trotz der Bitte um ein persönliches Gespräch mit Egger. Der Dezernent war am heutigen Donnerstag auch telefonisch nicht zu erreichen.

Bei einem Selbstversuch hatte lokalo bereits Anfang Juni auf die schwierige Situation für Rollstuhlfahrer und Familien mit Kinderwagen hingewiesen. (bas/et)

Tatort Kochstraße, Behindertenparkplätze: Wen interessiert in Trier schon, dass man dafür einen Ausweis braucht? Tatort Rindertanzplatz: So dicht wie möglich an der Mauer parken - ob erlaubt oder nicht, ist egal. Egal ob Parkplatz oder nicht - in Trier wird eben geparkt. Auch, weil die Kontrollen so lax sind.

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Bildquelle: Eric Thielen, lokalo


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