Quantcast
Channel: lokalo.de
Viewing all articles
Browse latest Browse all 28910

Schöne Aussicht auf dem Berg

$
0
0

TRIER. Aus dem ehemaligen französischen Burgunderviertel in Kürenz wird “Belvédère” in unmittelbarer Nähe zum Trierer Petrisberg – schöne Aussicht eben. Seit drei Jahren standen die Gebäude des Areals zwischen Kohlenstraße und Robert-Schuman-Allee leer. Nun hat die Stadt sich “nach zähem Ringen”, so Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani (CDU), mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA) geeinigt. Der Verkehrswert des Geländes wird von Experten auf rund vier Millionen Euro geschätzt. Etwa in dieser Höhe wird auch der Verkaufspreis liegen. Kaufen und entwickeln will die Stadt aber nicht selbst. Das wird voraussichtlich die “Entwicklungs-Gesellschaft Petrisberg” (EGP) als städtische Gesellschaft übernehmen – vorbehaltlich der Zustimmung des Aufsichtsrates und des Stadtrates.

Der Kaufpreis sei nicht das eigentliche Problem gewesen, sagte Claus Niebelschütz, regionaler Verkaufsleiter der BIMA. “Es ging mehr um den Rahmenplan für das gesamte Gelände”, so Niebelschütz. Bis zum Ende des Jahrzehnts sollen im gut acht Hektar großen ehemaligen französischen Viertel 220 Wohneinheiten entstehen. Rund 60 Prozent der Gebäude werden abgerissen, die anderen renoviert und saniert.

Bei der Entwicklung des Geländes will die Stadt klare Vorgaben machen:

- Förderung der Eigentumsbildung für so genannte Schwellenhaushalte im gemeinschaftlichen Bauen: Ein Teil der Reihenhausgrundstücke soll für den geförderten Wohnungsbau bereitgestellt werden

- Förderung innovativer Projekte des gemeinschaftlichen und Generationen gemischten Wohnens

- Herstellung aller Wohnungen bei den Mehrfamilienhäusern in barrierefreier Form

- mindestens 25 Prozent der Wohnungen in den Mehrfamilienhäusern sollen im sozialen Bau entstehen

Kaes-Torchiani hofft, in zwei Jahren den Bebauungsplan vorlegen zu können. Dass die EGP das Areal direkt von der BIMA erwerben und hernach entwickeln soll, hat nicht zuletzt finanzielle Gründe. Beim Kauf wird die fünfprozentige Grunderwerbssteuer fällig – bei einem geschätzten Kaufpreis von vier Millionen Euro immerhin 200.000 Euro. Würde erst die Stadt kaufen und das Gelände dann an die EGP veräußern, würde die Steuer zweimal fällig werden. “Das können wir uns sparen”, sagte die Baudezernentin.

Sollte der Aufsichtsrat der EGP, dessen Vorsitzende Kaes-Torchiani ist, ein Engagement im alten französischen Viertel jedoch ablehnen, “dann”, erklärte die Beigeordnete, “werden wir als Stadt das Gelände selbst erwerben”. Das Recht auf den Erstzugriff hat die Stadt gezogen. Seit zwei Jahren räumt der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages den Kommunen eben jenes Privileg ein. “Für uns ist das folglich immer eine Gratwanderung”, betonte Niebelschütz. “Wir müssen beim Verkauf der Liegenschaften einen möglichst hohen Preis für den Bund erzielen. Andererseits wollen wir auch den baulichen Vorstellungen der Städte gerecht werden.” Auf dem freien Markt hätte die BIMA für das Burgunderviertel einen deutlich höheren Preis erzielen können.

Will dem Stadtrat im Juli den Kauf des Areals durch die EGP vorschlagen: Bauderzentin Simone Kaes-Torchiani.

Will dem Stadtrat im Juli den Kauf des Areals durch die EGP vorschlagen: Bauderzentin Simone Kaes-Torchiani.

Im Juli will Kaes-Torchiani dem neuen Stadtrat vorschlagen, das Burgunderviertel über die EGP zu erwerben. Die Richtlinien zur weiteren Entwicklung des Areals gibt allerdings die Stadt vor. Die orientieren sich am Beschluss des Rates vom 3. April 2014. Unter anderem sind darin auch infrastrukturelle Maßnahmen enthalten. So wird die Zufahrt von der Kohlenstraße aus geschlossen. “Belvédère” wird dann über die Robert-Schuman-Allee zu erreichen sein. Zur Kohlenstraße hin sind Schallschutzmaßnahmen geplant. Die Freianlagen des Petrisberges und die Einrichtungen der Nahversorgung sollen über Fußwege erreichbar sein. Innerhalb des Areals ist eine multifunktionale Grünfläche mit weiteren Fußwegen und einem Spielplatz vorgesehen. Das Freigelände des deutsch-französischen Kindergartens, der bestehen bleibt, wird um 400 Quadratmeter erweitert.

Im südlichen Teil von “Belvédère” soll die alte Bausubstanz auf einer Fläche von 25.000 Quadratmetern weitgehend erhalten bleiben. Hier sind vornehmlich Wohneinheiten im sozialen Wohnungsbau geplant. Nördlich davon entstehen auf 35.000 Quadratmetern Neubauten. “Wir wollen aber eine gute Durchmischung schaffen”, so Ralf Arthkamp, der Amts-Leiter für Bodenmanagement, “und eben keine Enklaven innerhalb des Areals.”

Realisiert werden soll laut Iris Wiemann-Enkler, der Chefin des Stadtplanungsamtes, “eine ausgewogene Mischung verschiedener Bau- und Wohnformen für unterschiedliche Bevölkerungs- und Nachfragegruppen”. Dies impliziere eine Mischung aus Wohnungen in Mehrfamilienhäusern, Eigenheimen und besonderen Wohnformen für die unterschiedlichsten Einkommensgruppen.

Allerdings werden wohl noch einigen Jahre vergehen, bis die ersten Bewohner die schöne Aussicht in “Belvédère” genießen könne. Vor Ende des Jahrzehnts ist an eine Wiederbelebung des alten französischen Viertels kaum zu denken. “Alleine für den Bebauungsplan werden wir wohl zwei Jahre brauchen”, so Kaes-Torchiani. “und erst dann kann die eigentliche Entwicklung beginnen.”

Fortschritte auch in Trier-West

Auch bei den Verhandlungen zwischen der Stadt und der BIMA über die Zukunft der ehemaligen Jäger- und General-von-Seidel-Kaserne in Trier-West sind Fortschritte zu verzeichnen. “Wir sind schon einen Schritt weiter”, sagte Niebelschütz. Derzeit wird für beide Areale ein Nutzungskonzept sowie ein Wertgutachten erstellt.

Die alte Jägerkaserne soll ebenfalls durch die EGP als Wohngebiet erschlossen und entwickelt werden. Das Gelände der ehemaligen General-von-Seidel-Kaserne steht hingegen unter der Regie des Trierer Wirtschaftsdezernat unter Thomas Egger. Dort sollen Gewerbebetriebe angesiedelt werden. (et)

Bildquelle: Stadt Trier, lokalo


Viewing all articles
Browse latest Browse all 28910